Dienstag, 31. August 2010

Der Sonnenschein

Der Sonnenschein

Welche Wonne,
diese kleine Sonne.
Gibt Charme dem Leben,
verwöhnt die Reben.
Der Seele ein Segen,
vertreibt den Regen.
Der Strahl tief reicht,
der Kummer weicht.
Das Gemüt ist heiter,
die Sicht weist weiter.
So könnte es ewig blühen,
das Herz in Freude glühen.
Den Augenblick fassen,
nicht mehr los lassen.


© Bernard Bonvivant

Montag, 30. August 2010

Pariser Schlossdiebe stehlen Liebesbeweise!

Pariser Schlossdiebe stehlen Liebesbeweise!

Paris ist bekanntlich die Stadt der Liebe. Irgendwann, niemand weiß genau wann und das passt zu Paris, hat ein Paar wohl den ersten Schritt getan.

Die Mundpropaganda spricht davon, dass die Ersten die Italiener waren. Naja, das passt auch zu Amore wie die Faust auf das Auge.

In unserem Fall ist der Platz des Liebesbeweises die Seine Brücke Ponts des Arts. Hier werden die Schlösser aufgehängt, auf den neben den Vornamen allerlei andere Gravuren angebracht werden. Das ist ein ganz klares Ritual. Erst wird das Vorhängeschloss besorgt, dann wird entweder eingeritzt oder graviert danach wird das Schloss an das Geländer gehängt und der Schlüssel der Seine übergeben.

Dieses Ritual soll die ewige Liebe beschwören.

Solche Bräuche gibt es auf der ganzen Welt, da wird in Bäume und Parkbänke munter geritzt oder Münzen in Brunnen geworfen; aber die Seine Brücke Ponts des Arts, das ist schon etwas ganz besonderes.

Die Liebesbeweise tragen überwiegend das Datum 2010 und dafür gibt es einen guten Grund, nämlich unsere Faust auf das Auge.

Ob es sich wirklich um einen verärgerten Ex-Freund oder eher doch die Schrotthändler gehandelt hat, sei dahingestellt.

Niemand weiß es genau und keiner hat es gesehen, womit es zur Legende wird.
In einer Nacht des Monates März 2010 werden über 2.000 Schlösser geknackt und entwendet.

Wie gesagt niemand war dabei, keiner hat es gesehen, der Schlösser Klau aber ist bedauerlicherweise Fakt.

Die Empörung in Paris ist groß.

Wie kann jemand so unromantisch sein und das auch noch an der Seine?

Auf keinen Fall lassen sich die Liebenden so einfach ihre Brücke nehmen und ihre Schlösser schon überhaupt nicht.

Seit diesem Vorfall hat die Zahl der Schlösser an der Brücke einen enormen Anstieg erfahren. Das ist eine Form des Protests der Herzen.

Paris ist eine Reise wert nicht nur der Liebe wegen, nein, auch die Liebesschlösser sind eine Besichtigung wert.

© Bernard Bonvivant

Sonntag, 29. August 2010

Das Glück wohnt überall

Das Glück wohnt überall

Ich sitze auf einer Bank in der U-Bahnstation. Die U1 fährt
ein, doch ich bleibe sitzen. In meinem Inneren toben sich Gefühle aus, denen gegenüber ich machtlos bin. Seit ich weiß, Angelika mich die ganze Zeit betrogen, ist meine Welt nur noch Schutt und Asche. Ausgerechnet der eigene Kollege steigt mit der ins Bett und ich Trottel merke es nicht einmal. Wer wohl davon alles weiß?
Keine Frage, die ganze Firma! Hinter meinem Rücken tuscheln sie, grinsen mir hämisch in mein Gesicht. Nie wieder eine Rothaarige! Nie wieder eine Frau!
Ich starre auf die Werbung an der gegenüberliegenden gekachelten Wand der Station.
Jeden Morgen lasse ich so mehrere U1 an mir vorüberziehen, um dann irgendwann einzusteigen. Die Folgen sind klar und deutlich, jeden Morgen zu spät am Arbeitsplatz. Ich könnte kotzen, wenn ich die Fresse von dem Typ sehe.
Der Kerl sagt doch zu mir. „ Sieh es sportlich, der bessere Hengst gewinnt.“
An dem Morgen hätte ich ihn am liebsten zu Kleinholz verarbeitet. Warum ich es nicht tue?

Ich bin ein Feigling, jawohl ein Feigling. Mein ganzes Leben bin ich solchen fiesen Ärschen aus dem Weg gegangen.

Was soll ich tun?

Die U1 fährt ein und mir ist bewusst, die muss ich auf jeden Fall nehmen. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich blicke auf die neben mir stehende Person. Eine junge Frau um die dreißig, sie strahlt mich förmlich mit ihrem Lächeln an.
„Jetzt wird es aber Zeit, schließlich kann man nicht jeden Tag zu spät kommen. Nicht wegen einer Frau, die schon mit der halben Firma geschlafen hat.“

„Die was?“

„Sie haben schon richtig gehört. Die hat sie nach Strich und Faden betrogen und sie armer Mensch haben es nicht einmal bemerkt. Die wird auch nicht bei dem Neuen bleiben. Die nicht! Außerdem kriegt der richtig Ärger, wenn der Alte das rauskriegt.“

Ich schaue sie verblüfft an. „Der etwa auch?“

„Ja, der steht auf Domina hat sie selbst gesagt. Wir müssen los, das ist unsere letzte Chance noch in der Kernzeit anzukommen.“
Ich stehe auf und gehe wie in Trance zu den offenen Türen des Zuges. Die junge Frau folgt mir und stellt sich neben mich.

„Und wer sind sie?“

Sie lächelt mich schon wieder an.
„Das wissen sie nicht? Wundert mich eigentlich nicht, sie übersehen mich ständig.“
„Ich muss doch wohl bitten. Im Haus grüße ich jeden Menschen; nur manche erwidern den Gruß nicht mehr.“

Die Frau streicht sich durch ihr langes blondes Haar, einem Engel gleich.
„Das ist doch nicht verwunderlich, so wie sie sich von diesem Biest verschaukeln lassen.“

„Denken sie etwa, ich bin schuld?“

„Zumindest hätten sie Konsequenzen ziehen sollen.“

„Ich? Das ist jawohl die Höhe! Ich bin Mitte vierzig, glauben sie etwa ich finde so von heute auf morgen einen neuen Job.“

Die junge Frau lacht laut auf.
„Das habe ich nicht so gemeint. Warum wohnt Angelika noch in ihrer Wohnung?“

Ich ringe förmlich nach Luft.
„Wohnen ist gut, die kommt doch fast nicht mehr vorbei.“
„Eben, da hätte ich ihr die Koffer vor die Tür gestellt. Es ist doch ihre Wohnung?“
„Natürlich ist es meine Wohnung!“

„Warum haben sie es nicht getan?“

„Das geht zu weit! Ich habe immer noch geglaubt sie kommt zurück.“
Die junge Frau streicht mit ihrer Hand über meinen linken Oberarm, besser gesagt meinen Mantel.

„Sie armer, armer Irrer. Gehen sie zum Chef und verlangen sie versetzt zu werden.“
Ich schaue sie ungläubig an.

„Ich soll was? Das geht doch nicht!“

„Mann, zeigen sie endlich einmal Biss, beweisen sie ihre Stärke. Drohen sie mit Kündigung, falls er nicht bereit ist, sie zu versetzen. Übrigens dieser Wolfgang hat ganz schöne Scheiße gebaut, ich sage nur Spesenbetrug. Er hat ein Wochenende mit Angelika als Geschäftsreise abgerechnet.“ Ich bin verblüfft, der traut sich allerhand.

„So blöd kann er nicht sein.“

„Es geht hier nicht um blöd sein. Er ist einfach nur zu leichtsinnig und selbstsicher, dieser arrogante Fatzke.“

„Ich kann es nicht fassen! Wie heißen sie eigentlich?“

„Mit der Frage habe ich in diesem Leben nicht mehr gerechnet. Ich heiße Anna Liebermann.“

„Was? Dann sind sie die neue rechte Hand vom Chef!“

„Zeigen sie einfach Mal nur ihre Beißerchen, der Rest erledigt sich von selbst.“
Wir steigen an der U-Bahnstation City aus und gehen gemeinsam zu unseren Arbeitsplätzen. Das bleibt natürlich den wachsamen Augen nicht verborgen. Die beiden Frauen am Empfang tuscheln, ich kann jedes Wort mithören.

„Ist dir schon aufgefallen, die Liebermann kommt neuerdings immer mit dieser Flasche von Harald Hübschen.“

„Was die wohl an der Null findet?“

In meinem Büro ist es nicht anders. Der Fiesling grinst mich unverschämt an.
„Na schönen Abend gehabt, so allein in der Wohnung. Ich habe gestern am Abend gemütlich drei Nummern geschoben.“ Ich hänge meinen Mantel an die Gardarobe, setze mich an meinen Schreibtisch und beachte den Kerl nicht. Das Lästermaul kann es trotzdem nicht lassen, erzählt Einzelheiten aus seinem Frauenverwöhnprogramm. Irgendwann stehe ich auf und gehe mir am Kaffeeautomaten einen Kaffee besorgen. Natürlich treffe ich dort auf die Rothaarige, in meinem grenzenlosen Frust teile ich meine Entscheidung mit.

„Übrigens Angelika, du kannst deine Koffer abholen.“

Sie dreht sich zu mir um, schaut mich entrüstet an.
„Du wagst es dich meine Koffer vor die Tür zu stellen! Weißt du kleines Arschloch eigentlich wer ich bin?“

„Ja, du bist die Frau, die ich mir gerne in meinem Leben erspart hätte.“
Anna die gerade zur Tür hereinkommt, lächelt zuckersüß. Angelika bemerkt dazu nur.
„Dir dummen Gans vergeht hier in diesem Laden auch noch das Lachen. Ich werde hier die Chefin!“

Anna sagt trocken.
„Das glaube ich kaum, der Posten ist bereits vergeben.“ Angelika verzieht ihr Gesicht zu einer grässlichen Fratze, donnert wie ein ICE davon. Ich stehe im Raum, schaue Anna an.

„Ich denke, du hast dir gerade eine Todfeindin geschaffen.“ Sie schließt den Kühlschrank dreht sich um.

„Heute ist der Tag an dem bei dir die Wunder geschehen. Ich hatte kaum in diesem Leben mehr damit gerechnet, dass wir uns duzen.“

Ich bin betroffen, habe die Grenze des Anstandes überschritten. Wie kann ich sie einfach nur so duzen. Ein sehr bedauerliches Missgeschick.

„Tut mir leid, ich habe mich daneben benommen.“

„Wieso? Was glaubst du, wie lange ich schon darauf warte von dir beachtet zu werden?“

Das habe ich so noch nicht gesehen, die ist doch zu jung für mich.
„Ich denke wir haben doch einen gewissen Altersunterschied zu beachten.“
Ehe ich mich versehe, steht sie vor mir, küsst mich mitten auf den Mund. Und was tue ich?

Ich erwidere natürlich den Kuss. Das kann sicher noch heiter werden. Dieser kleine Anlass wird bestimmt gleich wieder über alle Klatschkanäle laufen. Hat uns jemand gesehen?

An meinem Schreibtisch versuche ich mich wieder zu sammeln. Die Situation ist keineswegs ideal, insbesondere will ich nicht, dass Anna zum Gerede der Belegschaft wird. Ich male auf meiner Schreibtischunterlage eine Menge Unsinn. Das hilft, irgendwann ist mein Entschluss gefasst. Ich werde kündigen! Nur Mut, am einfachsten ist es gleich zur Tat zu schreiten. Ich gehe zu Willibald Fröhlich, dem Hauptgesellschafter, dem Chef, in diesem Laden. Das Vorzimmer ist leer, so gehe ich direkt in sein Büro. Er lächelt mich freundlich an.

„Na Harald, wo drückt der Schuh? Endlich zur Besinnung gekommen? Ich hoffe du hast diese Angelika endlich vor die Tür gesetzt. Diese Frau taugt nicht viel für ein gemeinsames Leben.“

Ich setze mich in den Sessel vor seinem Schreibtisch.
„Ich bin gekommen um zu kündigen.“

„Du willst was?“
Der Chef scheint überrascht zu sein.

„Ich kündige!“

Willibald Fröhlich schaut zum Fenster hinaus.
„Das geht nicht mein Lieber, ich habe andere Pläne mit dir vorgesehen.“

„Ich halte es nicht mehr aus mit diesem Wolfgang Groß in einem Büro.“

Der Chef schaut mit einem Schmunzeln auf den Lippen herüber.
„Das habe ich schon kommen sehen. Du bekommst das Büro nebenan.“

„Wie nebenan? Das ist doch ein Geschäftsführerbüro!“

„Hast du etwa damit ein Problem?“

„Das ist schön und gut, nur da gibt es noch eine andere Frau. Sie heißt Anna und arbeitet hier, die will ich nicht zum Gesprächsstoff der Mitarbeiter machen. Übrigens laut Gerüchten soll Wolfgang Groß bei seinen Spesenabrechnungen betrogen haben.“

Willibald Fröhlich schaut nach einem Schreiben auf seinem Schreibtisch und lacht laut auf.

„Das mein Lieber erklärt mir sehr viel. Du weißt überhaupt noch nicht welchen großen Dienst du mir erwiesen hast. Die Kündigung habe ich noch nicht angenommen. Wir reden noch einmal darüber, ich schlage vor, bei einem Abendessen.“

„Abendessen?“

„Richtig, heute um 19.00 Uhr, in den Elsässer Stuben.“

„Warum nicht in einem unserer Stammrestaurants?“

„Harald, ich habe meine Gründe. Wir sehen uns also am Abend und sei bitte zur Abwechslung einmal pünktlich.“

Ich verlasse das Büro und denke so bei mir, sehr merkwürdig.
Er bietet mir ein Büro neben seinem an, ein Abendessen. Das sieht wahrlich nicht nach Kündigung aus. Die arme Anna würde hier keine ruhige Minute mehr haben, sobald Angelika eine Beziehung mit mir feststellen würde.

Auf dem Weg zu meinem Büro begegnet mir Wolfgang.

„Mache mir Platz, ich habe einen wichtigen Termin beim Chef.“
Wenige Augenblicke später stürmt Angelika an mir vorbei.
„Na du Flasche, ich werde jetzt hier Chefin.“

Anna treffe ich im Aufenthaltsraum, sie hat sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank genommen. Ihr Lächeln zaubert meine düsteren Gedanken weg, mit einmal schwebe ich durch einen hellerleuchteten, warmen Raum. In diesem Moment treffen sich unsere Lippen zu unserem zweiten Kuss an diesem Morgen. Augenblicke später, für mich sind das eher Stunden, erzähle ich ihr von meiner Kündigung. Sie reagiert für meine Begriffe sehr besonnen.

„Harald, mache dir keine Sorgen, im Leben kommen manchmal die tollsten Überraschungen vor. Wir schaffen es gemeinsam, davon bin ich felsenfest überzeugt.“
An meinem Schreibtisch bewundere ich diese schöne Frau, die mit soviel Hoffnung und Power durch das Leben geht. Wo ist bloß meine Zuversicht und meine Lebensfreude geblieben?

Ich spüre, wie sie langsam zurückkehrt, das Glück wohnt überall. Du musst es nur sehen wollen.

Am wenigsten möchte ich meinen Kollegen sehen. Dieser Wunsch wird mir für den Rest des Tages erfüllt. Ich muss noch öfters in einige andere Büroräume, nur Angelika ist auch nirgends zu sehen. Insofern ist es für mich ein gelungener Arbeitstag. Ich lache und scherze wieder, gewinne von Minute zu Minute wieder an verloren geglaubtem Boden zurück.

Vergnügt trete ich mit der U-Bahn meine Heimfahrt an. In meiner Wohnung erwartet mich die nächste angenehme Überraschung, die Rothaarige hat das Feld geräumt. Den Wohnungsschlüssel hat sie artig auf die Kommode in der Diele gelegt.
Ich setze mich in mein Wohnzimmer und atme befreit auf, so als sei eine schwere Last endlich von meinen Schultern genommen worden. Dabei schießt ein Gedanke durch meinen Kopf:

„Anna!“

Voller Freude und Tatendrang gehe ich unter meine Dusche, kleide mich anschließend für das Abendessen an. Auf dem Weg zu dem Restaurant fällt mir ein:
„Ich habe nicht einmal ihre Adresse erfragt, noch ihre Handynummer. Wie dumm von mir. Das werde ich gleich Morgen in Ordnung bringen. Überhaupt, warum soll ich kündigen, sollen doch diese beiden Störenfriede gehen. Können die nicht vielleicht sogar gekündigt werden? Nein, so grausam bin ich auch wieder nicht. Das könnte sehr schnell als Rache ausgelegt werden.“

Das Restaurant liegt in einer Seitengasse und ich verlaufe mich prompt. Ein älteres Ehepaar zeigt mir den richtigen Weg. Dank dieser Hilfsbereitschaft treffe ich noch pünktlich in dem Restaurant ein.

Willibald Fröhlich sitzt bereits an einem Tisch, winkt mir zu, dabei blickt er auf seine Armbanduhr.

„Alle Achtung, der Harald ist wieder zuverlässig und pünktlich.“
Ich lege meinen Mantel ab, setze mich an den Tisch.
„Ich war doch immer zuverlässig und pünktlich.“
Der Boss lächelt amüsiert.

„Lassen wir die letzte beschissene Zeit außen vor, dann stimmt diese Aussage sogar. Ich denke, ich sollte nicht päpstlicher sein, als der Papst. Außerdem habe ich auch einiges an Fehlern gemacht.“

Solche Worte aus dem Munde des großen Chefs erstaunen mich doch sehr. Ein Blick über den Tisch sagt mir, wir sind zu dritt. Willibald sieht genau meinen fragenden Blick.
„Ja, unsere neue Geschäftsführerin kommt ebenfalls zum Essen. Aus diesem Grunde habe ich auch dieses Restaurant gewählt. Es wird noch früh genug publik werden.“

Am liebsten würde ich jetzt unter den Tisch kriechen. Neue Geschäftsführerin? Hat dieses Luder es also doch hingekriegt. Diesen Triumph will sie sich wohl nicht entgehen lassen.

„Das war zu erwarten gewesen.“

Willibald nickt freundlich.
„Ja das war es. Ich möchte, dass du Sie unterstützt.“

Ich denke, ich habe mich verhört. Diese Worte muss ich erst einmal verdauen.
„Ich? Du weißt schon wie ich zu ihr stehe?“

„Natürlich und ich denke ihr packt es gemeinsam. Sie ist jedenfalls fest davon überzeugt.“

Das kann heiter werden, Angelika und ich. Mein Gott, er muss doch wissen, dieser Deal geht in die Hose. Ich merke bereits das Adrenalin in meinem Blut und dann rieche ich noch einen mir seit diesem Tag vertrauten Geruch.

Ein zarter Parfümnebel setzt meine Gefühle in Wallung. Das kann nicht sein, vielleicht ist es nur eine Sinnestäuschung. Willibald schaut mich besorgt an.
„Ist dir schlecht?“

„Nein! Ich bin nur leicht verwirrt.“

„Wegen Anna?“

„Anna? Wieso eigentlich Anna?“

„Jetzt sage bloß nicht Angelika wäre dir an der Stelle angenehmer.“

„Nein! Ich bin nur überrascht.“

Anna genießt diesen Moment, setzt sich an den Tisch. Ihr Lächeln vertreibt alle meine Ängste. Das ist der Moment indem ich wieder anfange auf Wolken zu schweben. In meinem Bauch macht sich ein Heer voller Schmetterlinge zu schaffen. Anna gibt Willibald einen Kuss links und rechts auf die Wange. Ich bekomme den dritten Kuss für diesen Tag auf den Mund. Während ich noch ihre Lippen auf den meinen wähne, höre ich ihre Worte in weiter Ferne.

„Papa, habt ihr schon von den Veränderungen gesprochen.“

„Papa? Wieso Papa?”

Anna kneift mich in die Seite.
„Das ist mein Vater! Sag bloß du hast das nicht gewusst?“

„Nein!“

Willibald Fröhlich amüsiert sich köstlich.

„Na, dann Anna, ist er auch nicht hinter deiner Mitgift her. Ich glaube, ich muss ihn aufklären. Ich habe Wolfgang Groß und unserer Angelika fristlos gekündigt. Groß hat in der Tat Spesenbetrug begangen, geglaubt er würde nie auffallen. Er war sich einfach nur zu sicher. Angelika hat mein Vertrauen missbraucht, sie hat Firmengelder auf ein Konto in Luxemburg abgezweigt. Die Anzeige gegen sie läuft bereits. Anna Liebermann ist meine Tochter aus der Beziehung mit ihrer Mutter Gerda. Ich habe sie damals als leibliche Tochter anerkannt. Sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen, hat studiert und wird jetzt meine Nachfolgerin. Harald, du wirst zweiter Geschäftsführer. Am Ende erlebe ich vielleicht noch eure Hochzeit. Ich werde in der Zukunft meinen Lebensabend an einem sonnigen Ort verbringen. Was sagst du jetzt?“

Ich, ich bin sprachlos, meine Hand sucht die Hand von Anna. Glücklich halten wir uns aneinander fest, trunken von unseren Gefühlen.

Am Morgen noch keine bessere Zukunft in Sicht, am Abend bin ich mitten im Glück. Das Glück wohnt halt überall und ich hätte es doch fast übersehen.

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany

Autor des Romans "Das Chaos"

Liebe: alles Nix! Oder was?

Liebe: alles nix! Oder was?


Die Rede ist natürlich von der Liebe
und dann gibt es auch gleich Hiebe.
Liebe kommt vom Herzen, aus dem Bauch.
Verwirrter Sinn benebelt von zartem Hauch.

Der Chemiker sagt dazu ganz gelassen:
Das sind primitive Schlüsselreize
aus einem angeborenen Urzeitprogramm.
Die Evolution findet solches biologisch sinnvoll.

Jetzt wird so langsam klar: Es ist der Botenstoff!
Gedopt wird auch dabei mit Dopamin.
Liebe ist also gedopter Leistungssport,
im Verbund mit einem Chemiecocktail?

Der Gipfel aber ist doch wahrlich die Idee,
mittels Chemie die ewige Treue einzuführen.
Können die uns Menschen nicht leiden,
oder tun sie uns die Liebe nur neiden?

© Bernard Bonvivant

Die Wildschweine erobern die Menschenwelt, Bernard Bonvivant - präsentiert von autorenweb.de

Die Wildschweine erobern die Menschenwelt, Bernard Bonvivant - präsentiert von autorenweb.de