Samstag, 7. Mai 2011

Liebe, Leidenschaft und Glück in Linz

Liebe, Leidenschaft und Glück in Linz

Manuela und Franz sind an diesem Samstagvormittag unterwegs um ihren Wochenendeinkauf zu tätigen.
Manuela arbeitet am Krankenhaus in Linz als Stationsärztin. Franz ist Ingenieur und arbeitet bei einem größeren Ingenieurbüro, ebenfalls in Linz.
Und Linz? Linz liegt in Oberösterreich hat mehr Arbeitnehmer als Einwohner und ist sozusagen ein Jobmotor. Außerdem finden hier das Leben und die Liebe genauso statt, wie auf jedem anderen Flecken dieser Erde.
Manuela bleibt vor einer Boutique stehen. „Schau Franzl, ganz tolle Sachen haben die hier in dem Laden. Ich werde mir wohl was zum Anziehen kaufen.“
Ihr Gatte schaut ein wenig verwundert, „Hast Du nicht erst letzte Woche neue Klamotten gekauft?“
„Aber geh, Frauen brauchen immer Mal was Neues.“
Franz kratzt sich am Hinterkopf überlegt, wie er es ihr beibringen soll. Manuela wirft einen Blick zur Seite.
„Geh! Was schaust Du mich so komisch an? Hast wieder Angst ich gebe zuviel Geld aus?“
Franz atmet tief durch und dann lässt er die Katze aus dem Sack. „Wir kriegen kein Geld mehr auf der Bank. Unser Limit ist voll ausgeschöpft und die Bank will mit uns reden.“
Manuela zuckt mit den Schultern. „Na da mache ich dem Mann ein paar schöne Augen und die Sache ist erledigt.“
Franz schüttelt den Kopf. „Sage hinterher bloß nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Den Menschen von der Bank beeindruckst du auch nicht mit schönen Augen. Die Jungs wollen Kohle sehen.“
Manuela schaut fasziniert in die Schaufensterauslage.
„Wir verdienen doch Geld, die Bank soll die Klappe halten. Meinst nicht, das Kleid steht mir gut?“
Franz ist fassungslos. „Ich sage dir, wir sind Pleite und du schaust nach Kleidern. Das ist wieder einmal so typisch für dich, verstehst du nicht oder willst du es einfach nicht kapieren?“
„Mensch, Franzl, du versaust mir immer mein Shopping, du bist ein alter Geizhals. Geh ins Kaffeehaus, ich komme später nach.“
„Manuela! Dir ist nicht zu helfen. Vielleicht merkst du ja an der Kasse was los ist!“ Franz dreht sich um und geht wortlos davon.
Am Zeitungsladen späht er in die Auslage und dann sieht er die Frau an der Kasse. Die sieht einfach nur zuckersüß aus und wie die lächelt.
Kurzerhand betritt er den Laden und schaut sich um. Verstohlen wandert sein Blick immer wieder in Richtung Kasse.
Die junge Dame hinter der Kasse heißt Sandra. Irgendwann später spricht sie den Mann an.
„Mein Herr kann ich Ihnen helfen?“
Franz strahlt über zwei Backen. „Ja und nein.“
Sie lächelt freundlich. „Wie darf ich Sie verstehen?“
Franz ist ihrem Charme erlegen und so pirscht er voll auf das Ziel los.
„Haben Sie schon was vor am Abend? Darf ich Sie einladen? Ich bin leider ein wenig knapp bei Kasse.“
Die junge Frau lächelt immer noch, jetzt wohl eher amüsiert. „Ich weiß nicht was Sie vorhaben mein Herr. Ihr Anbaggerspruch ist aber mit Abstand der Blödeste der mir je unter die Augen kam. Haben sie eigentlich eine Vorstellung was so eine Verkäuferin verdient? Ich bin doch nicht da um Blödmänner auszuhalten!“
Franz sieht seine Felle davonschwimmen. „Ich habe auch einen Wagen, vollgetankt, wenn ich bemerken darf.“
Sandra mustert den Mann von oben nach unten und bemerkt natürlich den Ehering am Finger. Auf der anderen Seite benötigt sie einen Wagen für den Abend, also mit dem Burschen wird sie wohl noch fertig.
„Gut, um sieben hier vor dem Geschäft. Wir fahren auf eine Party zu einer Freundin hundert Kilometer entfernt. Eine Wegstrecke ist dies wohlbemerkt. Saufen Sie?“
„Nein! Ich trinke keinen Alkohol.“
„Um so besser, dann können wir auch wieder nach Hause fahren ohne Probleme. Ich trinke auch keinen Alkohol mehr.“
Franz schaut sie mit großen Augen an.
„Ich meine, ich habe gute Gründe, keinen Alkohol mehr zu trinken.“
Franz grinst. „Das geht mich auch wenig an. Ich meine sie werden es mir sicher noch bei Gelegenheit sagen.“
Sandra nickte zustimmend. „Ja, vielleicht bei Gelegenheit, schauen sie zu, dass sie pünktlich sind.“

Franz schwebt aus dem Laden und ist erst einmal glücklich.
Manuela hat langen Dienst und wird erst wieder am Montagmorgen auftauchen, da kann er in der Zwischenzeit so richtig den ganzen Mist vergessen. Er wird die Kleine flachlegen keine Frage und dann wird er sich von Manuela trennen und, und.... . In seiner Euphorie hat er seine Umgebung total ausgeblendet und rennt voll gegen einen Mann. Der ist erst wütend, dann lacht er.
„Hallo Franz, bist wohl ein wenig stürmisch am Samstagvormittag.“
„Mensch Harald, dich habe ich glatt übersehen.“
Harald lächelt freundlich. „Ich bin auch so klein, einen Hünen wie mich übersieht man leicht.“
„Quatsch ich war in Gedanken, die Welt ist einfach so toll.“
Harald versteht im Moment nur Bahnhof.
Was ist bloß los mit dem Kerl?
„Gehen wir ins Kaffeehaus?“
„Ich war gerade auf dem Weg dahin, weißt du Manuela versucht sich wieder in Klamotten kaufen.“
Harald winkt ab. „Das kenne ich, von meiner Frau, bei der dauert so ein Einkauf oft Stunden. Ich bin darüber nur verzweifelt. Frauen sind halt Frauen.“
Im Kaffeehaus nehmen sie Platz an ihrem Tisch, der ist an diesem Morgen rein zufällig frei. Die nächste Stunde plätschert im Männergespräch dahin.
Manuela hingegen hat ihre Wahl getroffen und steht an der Kasse. Die Verkäuferin sagt freundlich.
„Gnädige Frau, das macht Vierhundertfünfzig Euro.“
Sie nimmt ihre Scheckkarte und reicht sie der Verkäuferin. Diese versucht die Karte einzulesen. Leider wird der Betrag nicht akzeptiert. Die Verkäuferin nimmt die Karte aus dem Lesegerät. „Sicher ist da ein Fehler in unserem Lesegerät. Ich versuche es noch einmal.“
Nach drei Versuchen ruft sie den Chef. Der erkennt sehr schnell die unangenehme Lage.
„Gnädige Frau, Ihre Bank akzeptiert ihre Karte nicht mehr.“

Manuela wird verlegen, auf ihr Gesicht legt sich die Schamesröte. Sie nimmt wortlos ihre Karte und verlässt die Boutique.
An der frischen Luft atmet sie tief durch und rennt fast bis zum Kaffeehaus.
Im Kaffeehaus sitzt Franz mittlerweile allein an seinem Tisch und wartet der Dinge, die kommen mögen. Ein komisches Gefühl in der Magengegend lässt ihn Unangenehmes erahnen.
Seine Frau reißt die Tür zum Kaffeehaus auf und stürzt auf seinen Tisch zu. Sie lässt sich auf den Stuhl fallen und starrt ihn stumm an.
„Wieso hast Du blöder Kerl mich nicht gewarnt? Weißt du überhaupt wie peinlich das ist? Du stehst in einer Boutique und deine Kreditkarte ist nicht gedeckt. Wie peinlich! Frau Doktor zahlungsunfähig. Warum hast Du mir nicht gesagt, wie schlimm es um uns steht?“
Franz schaut zum Fenster hinaus.
„Hättest Du es mir geglaubt?“
Die Serviererin kommt zum Tisch und stellt eine Wiener Melange vor Manuela ab. Sie lächelt freundlich.
„Bitte schön Frau Doktor. Wie immer?“
Manuela nickt stumm. Plötzlich wird ihr schlagartig bewusst, sie sind Pleite!
„Du Franz können wir überhaupt den Kaffee noch bezahlen?“
„Ich habe noch hundertfünfzig Euro in der Tasche. Das ist unser letztes Bargeld und heuer haben wir erst den 25.“
Manuela nippt still an ihrer Kaffeespezialität.
„Franz warum hast Du so viele Schulden gemacht?“
Franz ist erst sprachlos dann aber schlägt er zurück.
„Meine Liebe unsere Schulden, die gehören zur Hälfte auch Dir. Wir haben drei Kredite zu bedienen und leider das gemeinsame Girokonto mit zwölftausend Euro überzogen. Wir unterhalten zwei Autos, haben eine teuere Mietwohnung und fahren auch noch zweimal im Jahr in Urlaub. Dein Faible für teuere Markenkleidung schlägt ebenso nicht zu knapp zu Buche.“
Manuela schaut ihn erstaunt an.
„Meine Klamotten? Du tickst wohl nicht ganz richtig im Kopf! Ich kaufe mir nicht so oft Kleider.“
Franz zuckt mit den Schultern. „Das ist Ansichtssache, unser Kontostand ist Fakt.“
„Ich werde zu Hause meine Kosten aufstellen und dann laufen Dir die Augen über Franzl!“
Franz lächelt milde. „Wann gedenkst Du dies zu tun? Hast Du vergessen, Du hast Dich über das Wochenende freiwillig zum Dienst gemeldet.“
„Das ist Blödsinn, zwei Kollegen sind krank und die Vertretung hat Urlaub, da muss ich ja ran.“
„Auf jeden Fall werden wir nicht umhin kommen mit der Bank zu reden.“
„Ich werde jetzt bei meiner Mutter vorbeischauen, die gibt mir immer Geld. Außerdem wird mein Paps auch noch was abdrücken.“
Franz schüttelt den Kopf. „Wann wirst Du eigentlich eine Erwachsene? Du bist eine total verwöhnte Göre!“
Manuela streckt die Hand über den Tisch.
„Gib mir die Hälfte von unserem Geld.“
Franz grinst und fragt.
„Gibst Du mir auch die Hälfte vom Geld Deiner Eltern?“
Manuela tippt sich an die Stirn.
„Spinnst Du, das Geld ist für mich gedacht!“
„Aha! Du bist und bleibst eine Egoistin.“
Manuela steht vom Tisch auf. „Das nimmst Du sofort zurück! Ich rede ansonsten nie mehr ein Wort mit Dir.“
Franz schaut sie verärgert an. „Dann haue doch ab! Verschwinde endlich aus meinem Leben, Du dämliche Nuss!“
„Ach, so denkst Du von mir? Eigentlich wollte ich mit Dir in der Wienerstrasse beim Italiener essen gehen; aber jetzt kannst Du mich Mal!“
Franz erwidert. „Ich bin froh, wenn ich Dich nicht mehr sehen muss!“
Manuela stemmt die Hände in die Hüften.
„Damit wäre ja so gut wie alles gesagt!“
Dreht sich um und verlässt das Kaffeehaus. Franz legt das Geld auf den Tisch und verschwindet ebenfalls. Dieser Auftritt war nur peinlich. Was sollen die Leute nur von Ihnen denken?
Manuela besucht an diesem Nachmittag ihre Eltern und hat das große Glück am Ende besser dazustehen, als zuvor.
Ihr Vater schüttelt nur den Kopf über soviel jugendliche Dummheit. Alle Vorträge über den Umgang mit Geld scheinen hier wenig zu fruchten. Kind ist nun einmal Kind und bleibt es auch als Erwachsene. Sie haben nur die eine Tochter, so zeigt er sich von seiner großzügigen Seite. Er verspricht, seiner Tochter am Montag ihre Schulden auf dem laufenden Konto auszugleichen. Im Gegenzug erwartet er von seiner Tochter endlich mehr charakterliche Reife, immerhin sind ihre Eltern bekannte Persönlichkeiten.
Manuela würde alles versprechen, und wie immer nichts davon halten, nur dieses Mal ist es doch anders. Sie nimmt sich ernsthaft vor an der Angelegenheit zu arbeiten.
Ihre Mutter drückt ihr dreihundert Euro in die Hand und gibt ihr noch eine halbe Linzertorte mit. Der Franzl isst doch so gern Linzertorte.
Am Auto rollen Manuela die Tränen. Der Tag läuft echt bescheuert. Eigentlich sollten sie sich doch vertragen, statt sich auch noch zu zerfleischen. Im Grunde liebt sie doch Franzl, nicht auszudenken, er würde dieses Wochenende Unsinn treiben. Sie will auf jeden Fall noch mit ihm reden vor Dienstantritt.

Ihre Wohnung ist leer, Franzl hat schon das Weite gesucht.
Tief enttäuscht fährt Manuela zum Krankenhaus, ausgerechnet dieses Wochenende muss sie auch noch die lange Schicht schieben.
Auf der Station hat sie sofort jede Menge zu tun und schnell hat sie ihre Probleme verdrängt. Zu allem Elend fällt auch noch in der Notaufnahme Personal aus und sie ist total im Treiben. Gegen vier Uhr am Morgen hat sie endlich ein wenig Ruhe und sie ruft zu Hause an. Niemand hebt am anderen Ende der Leitung ab. Manuela ist schlecht, die ganzen letzten Wochen ist ihr schon schlecht und es wird nicht besser. Die letzte Zeit hat sie häufiger so einen komischen Heißhunger auf total blöde Sachen.
Um diese Zeit hängt Franzl meist am Computer und surft im Internet. Warum an diesem Sonntagmorgen nicht?
Wie kann sie auch wissen, Franzl amüsiert sich prächtig auf
einer Party. Er ist hundert Kilometer entfernt auf einem Bauernhof.
Während der Fahrt hat er schon versucht diese Sandra aufzureißen, nur die lässt sich nicht auf ihn ein. Er beobachtet sie den ganzen Abend schon und irgendwie wird er das Gefühl nicht los, die ist in festen Händen. Nur warum verschweigt sie es?
Vor dem Haus trifft er sie die Sterne betrachtend.
„ Wieso hast Du mir nichts von Deinem Freund gesagt?“
Sandra schaut ihn erstaunt an. „Mein Freund ist ein verheirateter Deutscher Volltrottel, der hier in Österreich arbeitet und zu dämlich ist, sich für mich zu entscheiden. Ich bin außerdem zwanzig Jahre jünger als er. Du trägst einen Ehering, was erwartest Du von mir?“
Franz schaut auf seinen Ehering. „Ja, ich bin verheiratet mit Manuela, einer Ärztin, tolle Frau. Wir hatten Streit und ich wollte Ihr eins auswischen.“
Sandra schüttelt verständnislos den Kopf. „Und da denkst Du, wenn Du Mal so nebenbei eine Andere nimmst, ist die Rache perfekt? Ich rate Dir lass bloß die Finger von dem Unsinn. Du machst es am Ende nur noch schlimmer.“
Franz schaut in den klaren Sternenhimmel. „Und wie ist es bei Dir?“
„Ich hoffe, es kommt eine Sternschnuppe und dann wünsche ich mir, er entscheidet sich endlich für mich.“
Franz sagt leise. „Weiß der Trottel eigentlich, wie sehr Du ihn liebst?“
Sandra lacht laut. „Ich glaube, er weiß es nicht! Vielleicht benutzt er mich ja nur. Ich will es nicht wahrhaben.“
„Weißt Du Sandra Du, hast mich vor einem großen Fehler bewahrt. Wann fahren wir eigentlich zurück nach Linz?“
Sandra nickt zustimmend. „ Ich denke wir fahren gleich.“
Sie verlassen die Party und fahren zurück in die Stadt. Franz hält vor dem Geschäft. „Wieso wohnst Du eigentlich über dem Laden?“
Sandra lacht. „Der Laden gehört mir, komm ich koche uns noch einen Kaffee.“
Franz schaut sie lange an. „Aber nur einen Kaffee.“
„Was denkst Du denn, ich habe Dir doch gesagt, wie es um mich steht.“
Franz nickt beruhigt. „Dann ist alles in Ordnung.“
Sie betreten das Treppenhaus und gehen nach oben in den ersten Stock. In Sandras Wohnung brennt Licht.
„Mist! Ich habe wohl vergessen das Licht auszuschalten.“
Sie schließt die Wohnungstür auf und sie betreten die Wohnung. „Gehe schon Mal in unser Wohnzimmer, da vorne die Tür rechts.“
Franz geht in das Wohnzimmer und erschrickt. Ein Mann sitzt auf der Couch und schaut ihn wenig überrascht an.
Franz zeigt hinter sich. „Ich habe Sandra nach Hause gefahren, sonst ist zwischen uns nichts gelaufen.“
Der Mann lächelt freundlich. „Sandra würde nie einen Mann an sich heranlassen.“
Franz schaut ihn erstaunt an. „Sie sind ein Mistkerl hat Ihnen schon einmal jemand diese Wahrheit gesagt. Sie haben eine der tollsten Frauen dieser Stadt und Sie sind immer noch mit einer anderen Frau verheiratet. Sie sollten sich schämen! In einem Punkt haben Sie recht, eine solche Frau haben Sie nicht verdient, die liebt sie wirklich.“
Verlegen schaut Franz nach unten auf den Teppichboden.
„Ich gehe dann besser jetzt.“

Er verlässt die Wohnung und fährt nach Hause. In seiner Wohnung brennt auch das Licht. Manuela hat wohl vergessen das Licht auszumachen, als sie am Abend zum Dienst ging.
Im Wohnzimmer erwartet Franzl eine Überraschung und die verschlägt ihm die Sprache.
Auf der Couch liegt Manuela und schaut ihn stumm an. Er braucht einige Zeit um sich auf diese Situation einzustellen.
„ Ich komme gerade von einer Party.“
Manuela schaut ihn überrascht an. „Seit wann gehst Du auf Partys?“
„Ich brauchte ein wenig Abstand, etwas Ablenkung von meinen Gedanken. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll? Wir reden doch viel zu wenig miteinander. Wieso bist Du eigentlich nicht in der Klinik?“
„Ich bin zusammengebrochen und da haben sie mich krankgeschrieben.“
Franz ist erschrocken. „Hast Du was Ernstes?“
Manuela nickt. „Ja, unser Leben wird sich auf den Kopf stellen.“
Franz setzt sich kreidebleich auf einen Sessel. „So schlimm?“
Manuela grinst breit. „Kommt darauf an, auf jeden Fall wird es in ein paar Monaten hier ein wenig enger werden.“

Franz schaut sie lächelnd an. „Soll es etwa heißen, wir kriegen ein Baby?“
Manuela richtet sich auf der Couch auf. „Was hast Du den gedacht?“
Franz sagt mahnend. „Wir müssen unbedingt unsere Finanzen in Ordnung bringen.“
Manuela lächelt. „Mein Vater gleicht unser Konto aus und wahrscheinlich wäre es klug, zu meinen Eltern zu ziehen. Ich will wieder arbeiten und meine Eltern haben Personal.“

Franz nickt zustimmend. „Ich denke unsere große Freiheit ist wohl vorüber.“
Manuela sieht ihn an. „Bist Du mir noch böse?“
„Nein mein Schatz, ich war doch auch nicht besser.“
Ihre Lippen finden sich zu einem langen Kuss.

Sandra kommt singend aus der Küche, vor sich ein Tablett balancierend. Fast entgleitet es ihr vor Schreck aus den Händen. Auf der Couch sitzt nicht Franz, sondern Christian. Sie setzt das Tablett mit letzter Kraft auf dem Couchtisch ab.
„Wo kommst Du her? Wo ist Franz?“
Sie lässt sich mit diesen Fragen in einen der Sessel sinken, ahnend es wird ein unangenehmes Gespräch.
Christian lächelt sie an. „Der hat es vorgezogen zu gehen. Das ist auch besser so, wir haben zu reden.“
Sie hat es schon befürchtet, sicher wird er ihre Geschichte bezweifeln. Sie hebt verzweifelt die Hände hoch. „Da war überhaupt nichts. Ich war mit ihm auf der Party, zu der Du keine Zeit hattest. Du wolltest das Wochenende in Deutschland bei Deiner Frau verbringen.“
Christian lächelt sie immer noch an. „Meine Rose, ich weiß doch schon längst die Wahrheit.“
Sandra schaut ihn erstaunt an. „Du weißt die Wahrheit? Während Du Dich in deinem Ehebett wälzt, weine ich mir die Augen aus.“
Er zeigt auf den Platz neben sich auf der Couch.
„Komm setze Dich zu mir meine Rose.“
Sie ist sich nicht sicher. Was soll sie jetzt davon halten? So nimmt sie neben ihm Platz und Ihr Herz pocht laut und stark. Irgendwie befürchtet sie, er wird das Ende Ihrer Beziehung verkünden. Nur warum nennt sie dann noch seine Rose?
Christian hingegen sucht nach den passenden Worten. Es wird nicht einfach werden. Er blickt ihr in ihre strahlenden Augen und seine Angst fliegt davon.
„Ich denke ich muss Dir die Wahrheit sagen, Sandra. Ich habe Dich die ganze Zeit belogen. Es gibt keine Ehefrau mehr, Brigitte ist seit sechs Jahren tot.“
Die Worte hallen durch den Raum und Sandra hört nicht das Wort von der Lüge, sie hört nur: keine Ehefrau!

Ihr Herz schlägt Salto und am liebsten würde sie an die Decke springen, stattdessen blickt sie ihn vorwurfsvoll an. Soll er bloß ein schlechtes Gewissen haben.
„Ich hatte Angst vor einer neuen Bindung, außerdem bist Du so viele Jahre jünger. Wie soll so etwas gut gehen? Am Anfang unserer Beziehung war ich mir sicher solch eine Liebe ist auf Zeit, kurze Zeit. Im ersten Jahr habe ich immer den Tag gefürchtet, an dem Du Schluss mit mir machst. Das zweite Jahr wurde ich mir Deiner Liebe sicherer, aber die Panik wuchs, weil ich doch zu alt für Dich bin. Im dritten Jahr wollte ich Dich nur noch auf Händen tragen und zu Deinen Füssen einen Teppich voller Rosen streuen. Irgendwann fragte ich mich, wie finde ich jetzt in die Wahrheit zurück.“

Sandra schaut ihn mit großen Augen an. Was passiert jetzt?
Christian lächelt sie an, kann dieses Lächeln noch lügen oder gar betrügen? Das muss doch Liebe sein!

„Ich habe den Kindern das Haus in Deutschland überschrieben, die Lebensversicherungen lauten auf Dich und mein kleines Vermögen werden wir wohl noch für schöne Dinge brauchen. Ehe ich es ganz vergesse, ich gehe auch nicht nach Australien, ich brauche den Job nicht. Ich weiß jetzt genau was ich in meinem Leben wirklich vermissen würde. Das bist Du, immer nur Du.“
Christian geht auf die Knie vor ihr und schaut sie lange an. Er beginnt, in seiner Jackentasche zu kramen.

„Ich habe da etwas für Dich, meine Rose.“ Er zieht ein Schmuckkästchen hervor. Behutsam öffnen seine Finger das Kästchen und dann strahlt ein Diamantring vor ihren Augen.

In dem Moment entsteht die Frage: Wer strahlt mehr, der Schmuck oder die Dame?
„Ich möchte Dich fragen, Sandra Meiergruber, willst Du meine Frau werden?“
Sandra strahlt noch mehr und aus ihren wunderschönen Augen, fließen die Tränen wie strahlende Diamanten.

„Ich habe gestern Nacht in die Sterne geguckt und ich bin mir sicher, ich habe eine Sternschnuppe gesehen. Ich kann es kaum fassen, am nächsten Morgen erfüllt sich mein lang ersehnter Traum. Ja! Ja! Natürlich will ich.“
Sie zieht ihn an sich heran und sie küssen sich heiß und innig. In einem kurzen Augenblick zwischen ihren Liebkosungen, streift ihr Christian den Ring an den Finger.
Sandra betrachtet immer wieder ihren Ring. Alle ihre verzweifelten Stunden der Vergangenheit sind wie im Rausche dahin. Sie schwebt auf Wolken und ist so richtig rundum glücklich.

„Es ist Sonntagmorgen Christian und ich würde gerne in ganz Linz meinen Ring zeigen, außerdem habe ich Hunger. Ich habe ganz vergessen Dir zu sagen, ich bin in anderen Umständen.“ Sie hebt ihre Hand zum Schwur. „Ich weiß es erst, seit ich bei der Frauenärztin war.“

Christian lacht laut und gibt ihr einen Kuss.
„Was würde gnädige Frau von einem Brunch im ersten Haus am Platz halten?“
Sandra streichelt seine Wange. „Oh, das würden der gnädige Herr für mich tun?“
Christian sagt ihm Brustton der vollen Überzeugung.
„Für Dich meine Rose ist mir kein Weg zu weit und nichts zu teuer. Außerdem vielleicht wird es ein Mädchen, schauen wir Mal. Ich bin auf jeden Fall total begeistert.“

Sandra lächelt glücklich. „Auf was warten wir noch?“
Sie gehen händchenhaltend durch die Innenstadt und am liebsten würde Sandra ihr Glück in die Welt hinausschreien.

Nein! Sie will lieber ihr Glück für sich selbst behalten. Es hinaus zu brüllen in den Tag, könnte auch bedeuten das Glück wieder zu verlieren, da schweigt sie dann doch lieber.

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany

Autor des Romans „Das Chaos“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen